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Costa Blanca: Unterwegs im schönen Hinterland

Spätsommer an der Costa Blanca - ein Traum. Unser Hotel Cap Negret liegt direkt am Meer gegenüber der Altstadt von Altea. Wir genießen die Zeit und relaxen....aber halt. Direkt bei Ankunft sehe ich eine große Aufschrift "Bike Zone" neben einer Tiefgarage und im Foyer hängen Ölbilder von bekannten Radgrößen. Da wir auch im Aufzug einen Urlauber in Radleroutfit treffen ist klar: Wir befinden uns in einem Radlerhotel😁, welches sogar von Profi-Teams angesteuert wird. Beim Abendessen fallen uns mehrere große Radgruppen an langen Tischen auf. Viele kommen aus Skandinavien (Dänemark, Norwegen), um nochmal den Sommer zu verlängern. Ein Set Radklamotten und nen Helm habe ich auf Verdacht mitgenommen, allerdings keine Radschuhe, denn mit einem Rennradverleih hatte ich hier nicht gerechnet. Dieser befindet sich nur 200 Meter neben dem Hotel, geführt von Patrick Deneut, einem ehemaligen belgischen Profi aus dem Team Lotto. Natürlich schaue ich mir die Pinarello Angliru und Merida Scultura Mieträder an, halte aber die Beine still😉.

Cav/Fignon/Beloki

In der ersten Woche machen wir viele Ausflüge im Mietwagen mit kleinen Wanderungen, baden an den Wasserfällen der Fonts de l'Algar und schauen uns die schönen Orte in der Umgebung an. Zu empfehlen sind Altea, Villajoyosa, Guadelest und Calpe. Selbst die Hochhäuser von Benidorm am langen Sandstrand haben ihren Reiz, allerdings genügt uns der Blick auf die Skyline. Nach den ganzen Aktivitäten ist bei Regina Pooltag angesagt, während ich bei Patrick ein Rad reserviert habe. Ein Merida Scultura mit Ultegra DI2 und Plattformpedalen, leider eine Nummer zu groß, aber sonst war alles ausgebucht. Für 3 Tage 75€ sind vollkommen in Ordnung.

Tour1: Coll de Rates - Einer der bekanntesten Anstiege an der Costa Blanca ist der Coll de Rates. Schon einige Male bei der Vuelta ausgetragen und von den Profis im Wintertraining gern als Einstieg ins Hinterland genutzt. Für mich sollte es der Anstieg des Tages werden. Direkt gegenüber des Hotels führt eine kleine Straße ins Hinterland. Über Altea la Vella und Callosa fahre ich ins Flusstal des Riu de Bollula, wo der lange Anstieg ins Bergdorf Tarbena beginnt. Es ist bereits später Nachmittag, als ich hinter dem Dorf auf einen Radler aus München treffe. Wir kommen ins Plaudern und legen einen Fotostopp ein. Er will auch zum Coll de Rates, so radeln wir zusammen bis zur Passhöhe. Das Schild ist über und über mit Aufklebern tapeziert und man kann nur mühsam den Namen entziffern. Außerdem gibt es hier oben einen Stoppomat. Man zieht am Fuß des Passes eine Karte und stempelt diese oben ab. Früher eine Methode zum Vergleich mit anderen, in der Zeit der KOMs auf Strava wirkt es altbacken.

Tarbena mit Meeresblick
Eigentlich wollte ich auf selbem Weg retour, doch als mein Mitfahrer signalisiert er fährt den Pass runter gibt es kein Halten mehr. Ich sause die Serpentinen hinab bis Parcent, während er für ein Foto erneut stehen bleibt. Es macht einfach Spaß bei den Temps in den Abend zu radeln, so verpasse ich eine unscheinbare Seitenstraße die nach Calpe führt. Erst im Ort Pedreguer bemerke ich meinen Fehler und bemühe GoogleMaps. 

Garmin: Coll de Rates

Für die rund 40km zurück zum Hotel wähle ich die N332, zumindest an einem Samstag Abend wenig befahren und mit einem breiten Seitenstreifen ausgestattet. Über welliges Terrain komme ich bis kurz vor Benissa, als es hinten.....pffff....macht. Plattfuß! Ausgerechnet jetzt! Ein Anruf bringt Rettung und ich werde von meinem Schatz abgeholt😘. In der Zwischenzeit wechsle ich den Schlauch und irgendwann sehe ich Regina im weißen Fiat Panda. Als wir im Hotel ankommen ist es schon dunkel. Die richtige Entscheidung getroffen, nach dem Platten hätte ich es nicht mehr rechtzeitig vor Dunkelheit geschafft.

Tour2: Guadelest/Port de Confrides/Port de sa Creueta - Mit neuem Ersatzschlauch und frisch aufgepumpt geht es auf eine lange Fahrt durchs bergige Hinterland. Bis Callosa identisch zur ersten Tour, danach über einen langen Anstieg bis zum bekannten Ausflugsziel Guadalest . Hier stehen zur Mittagszeit viele Busladungen mit Touristen, während ich mir eine ruhige Ecke mit Ausblick suche für eine kleine Pause. Es lohnt sich definitiv den Ort und die Burg zu besichtigen, am Besten früh am Morgen oder am späten Nachmittag (so hatten wir es gemacht), wenn das Gros der Touristen weitergezogen ist. Hinter Guadelest wird es auch schnell ruhiger und spätestens ab Confrides ganz einsam. Nur ganz vereinzelt mal ein Auto und - zu meiner Verwunderung - auch keine Radler mehr. Die Stille wird nur von dem Zirpen der Grillen unterbrochen. 

Mit dem Port de Confrides erreiche ich den höchsten Punkt der Tour. In sanften Serpentinen fährt man auf super Asphalt bergan. In der Abfahrt kommen mir dann mal ein paar Radler entgegen und ein Blick auf meine beiden Trinkflaschen signalisiert mir: Nachtanken! Wie sich zeigt, eine schwierige Angelegenheit. Ich passiere mehrere Dörfer, die sich mittags zur Siesta ausgestorben präsentieren. Mittlerweile befinde ich mich auf einer kleineren Landstraße auf dem Weg zurück nach Altea, als ich in Benimassot einen Brunnen entdecke. Die Rettung, genauso wie auf dem Weg zum Lago di Molveno. Die Kehle war bereits trocken und ich schütte mir mehrere Pullen hinein, fülle beide Flaschen auf. Auch der weitere Weg ist sonnig und einsam, hinter dem Dorf Famorca folgt eine schöne Abfahrt durch dichten Wald bis Castell de Castells, wo nochmal ein längerer Anstieg die Kraftreserven fordert. Die ersten zwei km zum Port de sa Creueta haben bis zu 15% Steigung, danach wird er einiges flacher. Man fährt durch eine Hochebene mit vielen Olivenbäumen und oben angekommen freue ich mich auf die lange Abfahrt über Tarbena und Callosa zurück zum Hotel - in umgekehrter Richtung zu meiner ersten Tour. Insgesamt 108km / 2020Hm.

CostaBlanca: Bergiges Hinterland

Fazit: Zwei tolle Fahrten an der Costa Blanca. Für mich eine Neuentdeckung als Radrevier mit vielen Optionen für ausreichend Höhenmeter. Überrascht war ich von den gut ausgebauten Straßen, selbst auf Nebenstrecken. Sobald man die Küstenorte verlassen hat, wird es ruhig. Einzig die viel befahrene N332 stört - trotz Radspur. Nur an den Wochenenden ist der Verkehr hier geringer.




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