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Korfu: Pantokrator Wanderung

Pantokrator Gipfelpanorama
Pantokrator bedeutet laut Wikipedia All- oder Weltenherrscher. Auf unserer Urlaubsinsel Korfu ist dies der gleichnamige höchste Berg der Insel, wie auch der Name unseres Hotels, welches direkt zu Fuße des Berges liegt.

Da ich den Fels jeden Morgen vor Augen habe ist klar "da muss ich hoch". Anfangs mit der Idee per MTB, als da ein unscheinbares Infoblatt von Corfu Walks im Hotel ausliegt: Jeden Freitag geführte Wanderung mit Spiros auf den Pantokrator. Rund 20km mit 950 Höhenmeter. Bezahlung erfolgt per Donation. Also direkt angemeldet.


im alten Olivenhain
Freitag 9 Uhr. Vier Personen sitzen in Wanderausrüstung im Hotel. Chris und Claire aus Süd-West-England, beide mit 3 Liter Camelbak für die Hitze gewappnet, dazu Dana und ich aus Deutschland. Kurz danach kommt Spiros mit einem Scott Carbon-MTB angeradelt und nach kurzer Vorstellungsrunde geht es direkt per pedes los.

Wie sich schnell herausstellt sind außer Dana alle leidenschaftliche Biker, was immer mal wieder zum Gesprächsthema wird, doch heute ist "Hiking" angesagt. Wir gehen anfangs oberhalb von Barbati noch auf Asphalt, um dann in einen terassenförmig angelegten Olivenhain zu steigen. Kurz darauf weist uns Spiros auf eine Schlange am Wegesrand hin - es sollte Gott sei Dank die einzige Begegnung bleiben. Korfu gilt als Schlangenhochburg, bis auf die Sandviper alle ungiftig.


Im Olivenhain ist es schön schattig, Spiros gibt uns dabei viele Infos zu den unterschiedlichen Arten der Olivenernte und der Ölproduktion. Überhaupt ist er ein sprudelnder Quell bei allerlei Fragen zu Flora und Fauna Korfus. Wir kommen im Anstieg ganz schön ins Schwitzen, auch wenn wir meist schattige Pfade gehen. Entdecken allerlei wild wachsende Gewürze (u.a. Salbei, Thymian, Oregano), Lorbeer- und Walnussbäume, immergrüne Eichen und natürlich.....immer wieder alte, knorrige Olivenbäume. Auch zur Ionischen Geschichte und der aktuellen Politik hat Spiros einiges zu vermerken inkl. Anekdoten zum Schmunzeln. Auf den dichten Pfaden geht er immer voran, schneidet uns das ein oder andere Mal mit seiner Heckenschere den Weg frei oder hängt liebevoll (anders kann ich es nicht nennen:)) Spinnennetze mit den Händen um. Man merkt, dieser Weg wird nicht oft begangen, was zu einigen Kratzern an den Waden führt. Vor allem Chris zieren viele rote Striemen.


Gipfel in Sichtweite
Als wir endlich aus dem Dickicht herauskommen, stehen wir gefühlt fast vor dem Gipfel. OK, es ist am Ende doch noch einiges an Wegstrecke, was jetzt in der Mittagshitze vermehrt Trinkstopps erfordert. Überhaupt ist der Wanderstil von Spiros als sehr sorgsam zu bezeichnen. "Make small steps" und "Keep the pulse low" gibt er uns Tipps um eine vorzeitige Ermüdung zu vermeiden. Dementsprechend gut fühle ich mich, als wir nach ca. 9,5km am Kloster auf der Spitze des Pantokrator ankommen. Das hatte ich mir wirklich schwerer vorgestellt.

Im Klostercafe gönnen wir uns eine Pause mit Cola und/oder Espresso und besichtigen kurz den Klosterhof. Nach den obligatorischen Fotos mit Gipfelpanorama bis nach Albanien geht es wieder bergab, wie sich zeigen sollte der längere und anstrengendere Teil der Tour. Anfangs noch identisch zum Aufstieg, führt uns der Rückweg über die Karstlandschaft unterhalb des Pantokrator auf dem Korfu Trail. Geologisch und von der Vegetation sehr interessant, denn in den Senken sammelt sich unterirdisch Wasser, was quasi zu "grünen Kratern" führt. Früher landwirtschaftlich genutzt von den Bauern, liegt die Fläche heute brach und wilder Farn, Kräuter oder Heidelandschaft breitet sich aus. Nachteil für uns: Ein ständiges Auf & Ab mit sengender Sonne von oben. An einer Felsstufe passiert es dann: Dana verkantet und knickt um. Alle eilen herbei, Spiros fragt sofort ob mit dem Knöchel alles ok ist. Am Schienbein trägt sie eine kleine Platzwunde davon die kurz desinfiziert wird, danach gehen wir etwas langsamer bergab.

Als wir endlich in einen schattigen Seitenpfad einbiegen sind alle froh. Wir nähern uns einem Bergkamm an dessen Ende ein verfallenes Kloster mit einem Panoramaausblick auf die Bucht von Korfu-Stadt zu einer Pause einlädt. Nochmal Kräfte sammeln für den nun folgenden steilen Abstieg ins Bergdorf Spartilas. Meine 1,5 Liter Trinkflasche zeigt schon lange Ebbe an, drum bin ich froh als wir im Dorf ankommen und Spiros einen Stopp in einer Taverne vorschlägt. Ein kühles Bier + Extra Zitronenlimo gehen wg wie nichts. Die restlichen km sind nur noch ein Aufgalopp, auch wenn die Sohle qualmt. Am Ende kommen wir auf ca. 21km für die ganze Tour mit ca. 950 HM.

Wir verabschieden uns alle herzlich von Spiros, nicht ohne eine großzügige Spende. Bislang macht er die Wandertouren nur als Nebenjob, sein Ziel ist dies zusammen mit seiner Freundin Marcella (die parallel mit einer anderen Gruppe unterwegs war) zu einem festen Erwerb auszubauen. Am liebsten würde er auch noch MTB-Touren anbieten. Ich wünsche beiden viel Erfolg dabei, mit so viel Enthusiasmus muss das doch klappen, auch wenn es in punkto Selbstständigkeit einige Hürden zu überwinden gilt in Hellas.


Eisgekühlt!!
P.S. Eine seiner vielen Anekdoten muss ich noch loswerden. Ein Mal hatten ein paar Russen Spiros gebucht, sie wollten "the hard stuff", also führte er sie wie uns auf die Pantokrator-Runde. Beim Treffen war er schon erstaunt über das Outfit, Converse-Schühchen etc. Aber man war noch guter Dinge. Irgendwann mittendrin hatten die Russen keine Lust mehr und wollten ein Taxi bestellen.....mmhh natürlich unmöglich in dem Gelände. Spiros meinte nur: "I think they hated me!"

Karstlandschaft mit Krater

verfallenes Kloster


 
 

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