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Stromboli: wilde Vulkaninsel

Zum Stromboli wollte ich seitdem wir 2009 in Sizilien am Ätna waren. Jener ist natürlich wesentlich höher und größer, aber der Stromboli ist ein daueraktiver Vulkan; heißt mit etwas Glück sieht man im Abendlicht Eruptionen. Bereits auf der Anfahrt mit dem Boot wirkt die Insel unwirklich, so alleine im Meer. "Sieht aus wie bei Jurassic Park", meine ich zu Regina, denn überraschenderweise ist die Ostflanke in üppiges grün gehüllt. Die Nordflanke hingegen - "Sciara del fuoco"/Feuerrutsche - ist tief-schwarz mit Asche und Lava übersät.

Bei Ankunft haben wir ca. 4 Std. Aufenthalt auf der Insel und zunächst geht es für uns durch enge Gassen in das Dorf San Vincenzo am Fuße des Stromboli. Alles sehr schön und aufgeräumt. Nur die typischen Dreiräder von Piaggio sind als motorisierte Fahrzeuge erlaubt. Die ca. 600 Inseleinwohner leben heute hauptsächlich vom Tourismus, nichts mehr zu sehen von der Armut die der Regisseur Roberto Rosselini 1950 in seinem schwarz-weiß Drama Stromboli zeigte. Stattdessen schön hergerichtete Appartements und kleine Läden.

Für mich stand schon vorher fest - ich möchte rauf auf den Stromboli! Bis zum Kraterrand durfte man seit jeher nur mit ausgebildeten Guides - verständlicherweise. Seit einem tödlichen Unfall bei einem Ausbruch 2019, darf man auch mit Guide nur bis max. 400Hm zu einem Aussichtspunkt gehen. Die Route hatte ich mir vorher angeguckt und so ging es kurz danach direkt los. Ich verabschiedete mich von Regina, die sich lieber den Ort und die Geschäfte anschauen wollte.

Hinter dem Kirchplatz steigt man steil bergauf über einen kleinen Weg in die Felder, bis man irgendwann auf den sandigen Ascheweg zustößt, der einen bis zur Sciara del fuoco führt. In Serpentinen läuft man ständig hoch und runter, immer umgeben vom üppigen Pflanzenbewuchs, vielen Wildblumen und sogar Weinfelder sind zu sehen. Der Ausblick auf den Ort und das Meer ist herrlich. In der Ferne erkennt man gut den Strombolicchio mit seinem Leuchtturm. Ich gehe sehr zügig, immer die Uhr im Hinterkopf. Auf dem Hinweg überhole ich nur ein Pärchen, ansonsten bin ich allein.

Am Aussichtspunkt ist der Anblick gewaltig. Ein ganzer Hang mit pechschwarzer Lavaasche. Der Kraterrand ist gut zu erkennen und manchmal steigt ein Wölkchen auf. Gerne wäre ich noch zum höher gelegenen Punkt den Steilhang rauf, aber 500€ Strafe sind kein Pappenstiel😄

Den Rückweg laufe ich über den "offiziellen" Wanderweg, der teils mit Lavagestein gepflastert ist. In sanften Serpentinen geht es bergab durch das Schilf und mir kommt eine Gruppe mit Helmen und Stativen entgegen. Sie wollen zum Aussichtspunkt und dort die Magmafontänen im Abendlicht aufnehmen. Leider ist der Rückweg länger als gedacht, es zieht sich etwas durch die Häusergassen und am Meer entlang, dafür aber mit schönen Eindrücken. Mit 20 Min. Verspätung komme ich wieder am Kirchplatz an und uns bleibt noch etwas Zeit für ein Eis, kleine Knabberreien und ein Aperol an einer Bar.
Garmin: Stromboli

Eine schöne Wanderung und eine toller Ausflug....aber halt! Das Highlight kommt zum Schluss. Nach dem Ablegen am Hafen "cruisen" wir im Sonnenuntergang um die Insel. Zuerst am Strombolicchio und im Abendhimmel an der Sciara del fuoco. Plötzlich ein großes "Aahh" und "Oohh" - der Vulkan spuckt Magma. Dann wieder 20 Min. gebannte Ruhe....und erneut leuchtet es rot in mehreren, größeren Fontänen...die mich und mein Smartphone überraschen. Aber wenigstens die kleine Eruption konnte ich festhalten.









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