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Im Mutterland des Radsports

Auf nach Stolberg bei Aachen, so haben sich wohl viele Radsportler an diesem sonnigen Samstag gedacht. Eine Tour durchs Vorvenn stand auf dem Programm. Zu zweit angereist standen wir am Start, da waren bereits die Startnummern ausgegangen. Der Veranstalter hatte bislang wohl nie die magischen 500 erreicht, so bin ich mit imaginärer Nr. 503 auf die Strecke - übrigens warens am Ende 765 Teilnehmer. Nach wenigen km passiert man die "grüne Grenze" nach Belgien, was sich direkt am rauhen Asphalt bemerkbar macht. An einer Ampel trafen wir dann auf drei Düsseldorfer von den Hoppern. Fortan gings zusammen durch welliges Gelände, gesäumt von kleinen Dörfern mit schönen Häusern aus Naturstein. Nicht umsonst lassen sich viele Deutsche hier nieder - günstige Immobilien und Aachen ist gleich um die Ecke.

Erstes Highlights war der Kontrollpunkt in Henri-Chapelle. Mitten im Zentrum war der Verpflegungsstand aufgebaut, drumherum die Boulangerie, ein Blumenladen "Petit Fleur" und geschäftiges Treiben. Da kommt Urlaubsstimmung auf.
Kurz darauf folgte die Streckenteilung und mein Mitstreiter entschloß sich spontan ebenfalls die 117er Strecke anzusteuern. Ein Fehler, wie sich später zeigte.

Bei der Durchfahrt von Clermont hatte man einige hundert Meter brutales Kopfsteinpflaster eingebaut. Meine Fresse - so durchgeschüttelt wurde ich auch noch nicht. Und die Profis fahren das mehrere km. Hier haben wir auch die Hoppers verloren, da sie wohl Angst um die schönen Carbonräder hatten. Weiter gings mit spektakulären Ausblicken und rasanter Abfahrt nach Val Dieu. Doch der nächste Anstieg ließ nicht lange auf sich warten. "Netterweise" wurden alle längeren Anstiege nun auf Schildern angekündigt, inkl. Länge, Prozent, Name. Ob diese vom Veranstalter angebracht wurden oder sogar eine Initiative der wallonischen Tourismuszentrale sind, ließ sich auf die Schnelle natürlich nicht klären. Egal, im Augenwinkel habe ich nur die % registriert.

Mein Kumpel hatte mich nun, nach rund 50km, auch verlassen. Mit Max-Speed 64km/h rollte ich in Aeroposition Richtung 2.Kontrolle. Die Abzweigung auf die 157er Runde war mittlerweile gesperrt. Gott sein Dank, kann ich im Nachhinein sagen. Auf diesem Teilstück kamen wohl zwei Knalleranstiege (bis 20%) aus dem Amstel Gold Race zum Einsatz. Mir reichte auch was zwischen km 70-90 geboten wurde. Die Anstiege in der Hitze zeigten nun Wirkung. Vor allem ein Duell mit dem "Bergtrikot-Fahrer" in meinem Schlepptau kostete mich Nerven. Selbst wenn ich Tempo rausnahm und mal die Trinkflasche zog, blieb er nur hinten dran. Irgendwann schlossen wir auf einen Dritten auf, der plötzlich wie von der Tarantel gestochen den nächsten Hügel losbretterte. Die Chance wittern meine Klette loszuwerden, ging ich hinterher. Leider nur mit kurzfristigem Erfolg, denn die ganze Aktion hatte Körner gekostet. Am nächsten längeren Anstieg war der Typ wieder hinter mir und kurze Zeit später vorbei. Mit schwindenden Kräften und noch 30km sah ich die bittere Pille schon kommen.

Die Kneipe "Le Retro" in Moresnet war meine Rettung. In perfektem französich bestellte ich "Deux Coca-Cola s'il vou plait", worauf mir die Kellnerin die Gläser hinstellte und auf deutsch antwortete: "Da hat aber einer Durst!" Man sah mir den jämmerlichen Zustand wohl an. In der Kneipe saßen noch ein paar Typen beim Jupiler-Bier, was ich mir leider verkneifen musste. Bis zur letzten Kontrolle hat mich der Zuckerschub getragen und hier konnte ich etwas regenerieren. Die letzten 20km waren wieder wellig und windig, obwohl ich eigentlich Rückenwind erwartete. Egal, im Ziel warens zufriedenstellende 26,5km/h Schnitt bei 1200 Höhenmeter.



Fazit: Eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung!

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