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Stimmung an der La Redoute |
Die Ardennen kenne ich - dachte ich. Ein paar Mal war ich schon mit dem Renner dort, aber immer nur als Abstecher von der Eifel aus. Diesmal sollte es das volle Programm werden:
Die LĂŒttich-Bastogne-LĂŒttich Challenge. Angemeldet hatten wir - Bussi, Fabian, Pit - uns bereits 2019, dann kam leider was dazwischenđ· und erst 2022 konnte das Event endlich stattfinden. Bussi hatte sich direkt fĂŒr die 150er Strecke angemeldet, wĂ€hrend Fabian und ich uns die vollen 255km mit 5000 Höhenmetern geben wollten. Mit der 2019er Form hĂ€tte ich mir das auch zugetraut, aber die Corona-Jahre haben Spuren hinterlassen...und Kilosđ, deshalb war mir schon im Vorfeld klar.....ich schwenke um auf die 150km mit 3000 HM. Vor allem liegen alle bekannten und steilen Klopper auf diesem Abschnitt, man verpasst also nichtsđ.
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Am Start |
Da Fabian leider komplett absagen musste, hatte mir Bussi angeboten mich abzuholenđ, um zusammen anzufahren. Bussi meinte "Kurz vor 6 Uhr bei Dir genĂŒgt", ich verlieĂ mich da voll und ganz auf ihn. Der "Altmeister"đ hat ja genug Erfahrung mit LBL, Fleche Wallone u.a. JedermĂ€nnern in der Gegend. Klappte auch alles wie am SchnĂŒrchen. Am Startort Banneux einen guten Parkplatz gefunden, alles ausgepackt und zur Anmeldung gerollt. Ich hatte schon mit einem Chaos gerechnet, doch die Belgier habens drauf: reibungslos organisiert. Mit dem QR Code die Startnummern abgeholt und schon standen wir in den Startboxen. Noch schnell ein paar Fotos gemacht und los gings....sogar frĂŒher als gedacht kurz vor 8 Uhr! Der SpaĂ sollte beginnen!
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Eddy-Denkmal an der Stockeu |
ZunÀchst mit einer langen Abfahrt bis nach Remouchamps, dem Heimatort von
Philippe Gilbert, weshalb hier alles mit Fanplakaten geschmĂŒckt war. Nach rund 100km sollten wir hier wieder ankommen. Die StreckenfĂŒhrung hatte ich mir natĂŒrlich auf den Edge 530 geladen, inklusive aller Anstiege. 15 StĂŒck wurden vom Garmin ausgewiesen und der Erste begann hinter Aywaille, anfangs noch recht harmlos, zum Ende hin steiler werdend. Am schönen
Chateau HarzĂ© zĂŒckte Bussi seine GoPro. Kurz dahinter stand zum ersten Mal der
Sportograf - es folgten ein Dutzend weitere Fotopunkte.
Die Landschaft wurde nun immer grĂŒner....und leerer. Fast kein Autoverkehr, nur Radfahrer. Wir rollten so entspannt wie möglich bergan, wurden ĂŒberholt und ĂŒberholten. Ein Belgier gesellte sich bis zum ersten Verpflegungsstopp zu uns und bedankte sich fĂŒr Windschatten. K1 lag mitten im Wald auf 500 Meter Höhe. Kurz vorher ĂŒberholte uns ein Pulk in dem ich auch ein CCD-Trikot ausmachen konnte und an der Verpflegung sah ich dann auch wer es war: "El Presidente" Stephan höchstpersönlichđ€ . Wir plauschten und er stellte uns seine Mitfahrer vor (einer von den Rotrunnern), aber es warteten noch viele km, drum gings fĂŒr uns direkt weiter. Auf der Strecke haben wir uns sogar noch 2x kurz gesehen.
Der erste bekanntere Anstieg war die
Cote de Wanne, an manchen Stellen mit 15% Steigung. Im historischen Ort
Stavelot dann ein Klopper: die
Cote de Stockeu. In einer 90°-Kurve geht es nach einer Abfahrt direkt mit 15% in eine Wand. Bussi hatte mich vorher gewarnt und ich hatte klein gekettet. "Wir sehen uns oben" rief Bussi von hinten, denn im Wiegetritt lief es ganz gut. Im Mittelteil wird die "Stockeu" etwas flacher mit 12%, um zum Schluss nochmal aufzudrehen. Hier standen viele Zuschauer und bei 19% ging fast nix mehr, als Bussi von hinten vorbeizog. Die gute, alte Streckenkenntnisđ. Oben wĂ€r ich fast am Eddy-Denkmal vorbeigefahren, so viel war dort los. Ganz auĂer Atem schnell ein obligatorisches Foto davor geschossen, etwas trinken und sofort wieder runter nach Stavelot. Man kommt praktisch direkt neben der Stockeu wieder unten aus....na hĂ€tte ich das vorher gewusstđ€Ł.
Jetzt begann der richtige Ardennen-SpaĂ. Nach dem Verpflegungspunkt folgte sofort die
Cote de la Haute-LevĂ©e. Nur am Anfang steil, dafĂŒr ĂŒber 3km lang. Nach der Abfahrt wieder 4,5km bergan, auf den höchsten Punkt an der
Cote du Rosier. Die lange Abfahrt in den Kurort Spa konnte man es richtig laufen lassen. Ansonsten sind wir in den Abfahrten immer mit leicht angezogener Handbremse gefahren, um kein Schlagloch zu erwischen. Nach der
Cote de Desnie durften wir uns in Remouchamps nochmal stĂ€rken, so gut es ging. Bussi hatte Salztabletten mit, ich zusĂ€tzlich noch Magnesium-Sticks. Es gab reichlich Auswahl an Riegeln, Bananen, Ăpfeln und Orangen. Die Akkus mussten wieder gefĂŒllt werden nach 100km und 2000HM. Denn was jetzt folgte war ja klar: Die
Cote de la Redoute mit bis zu 20% Steigung. Der legendÀre (und oft entscheidende) Anstieg von L-B-L.
Die Stimmung dort war grandios. Am Wegesrand standen bereits die Wohnmobile der Fans fĂŒr das Rennen der Profis am Sonntag. Immer wieder gab es "Allez, Allez" Anfeuerungsrufe. Bussi zog vorne weg, ich drĂŒckte das Pedal so gut es ging. Wiegetritt war nur noch kurzzeitig möglich. Meine Ankunft oben hat Bussi im Film festgehaltenđ„”. Von der Redoute konnte ich mich nicht mehr richtig erholen. So hatte ich fĂŒr die Ortsdurchfahrten von Mery und Tilff leider keinen Blick mehr. Der Fokus lag auf "alle KrĂ€fte fĂŒr die letzten Anstiege bĂŒndeln". Vor allem die
Cote de la Roche aux Faucons mit bestĂ€ndig +10% wurde nochmal sehr zĂ€h. So ruhig und schön leer es vorher gewesen war, umso voller wurde es kurz vor LĂŒttich. Man stand teilweise regelrecht im Stau aus Autos und Radfahrern. Irgendwann kam das Schild "noch 10km". Bussi fuhr vielleicht 30m vor mir, als ich einen Radler an einer StraĂenecke mit einer Dose Cola sah, und es war um mich geschehenđ€©. Sofortiger Stopp. Rein in den Kiosk und nen 1/2 Liter kalt weggezischt. Am nĂ€chsten Kreisverkehr die Info "noch 3km" und nach einem letzten HĂŒgel die Zieldurchfahrt. Geschafft!! Fix und Foxi, aber wie geil war das.
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Skoda-Yeti? |
Bussi wartete schon mit der GoPro im Ziel und hatte sich gewundert wo ich bleibeđ. Wir klatschten uns ab, kippten die Dose "Energy-Beer" aus dem Finisher-Beutel runter. Ein richtiges Trappisten-Bier wĂ€re mir lieber gewesen, aber auf Bons kaufen und lange Schlange stehen hatten wir beide keine Lust. So schlenderten wir noch ĂŒber den Platz mit RadstĂ€nden. Ein paar Finisher-LBL-Socken und ein Baselayer wurden noch eingesackt. Die Kneipen und Restaurants sahen verlockend aus, mĂŒssen auf ein anderes Mal warten. Wir waren beide glĂŒcklich die Tour angetreten und durchgehalten zu haben. Es lief vor allem bei BussiđȘ besser als erwartet, doch auch ich war zufrieden und froh am Ende ohne muskulĂ€re Probleme durchgekommen zu sein.
Garmin: LĂŒttich-Bastogne-LĂŒttich Challenge 150
LBL Challenge Impressionen
Sportograf Impressionen
Das war zwar mein erster "Klassiker", wird aber hoffentlich nicht der Letzte bleiben. Auch wenn die Anstiege mit +15% wohl nie mein Terrain werdenđ. Jetzt heiĂt es regenerieren.
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