Normalerweise ist jedes Jahr zu Christi Himmelfarth eine RTF vorgesehen, doch es gibt da noch eine andere traditionelle Veranstaltung: Das Willi-Schmitter-Gedenkturnier vom Ausrichter, dem Schachverein Schewe Torm, dieses Jahr bereits zum 21ten Male ausgetragen. Angesichts regnerischer Wetterprognosen, habe ich mich nach langen Jahren wieder für diesen Event angemeldet. Neun Runden Schnellschach (15 Min. Bedenkzeit pro Partie) bilden den schachlichen Rahmen des Turniers. Nicht wenige kommen aber auch wegen der guten Atmosphäre und der kostenfreien Beköstigung im Laufe des Tages.
Aus dem Hildener Schachverein sind neben dem Vereinspräsi Wolfgang ("Gille") noch Walter, Bernie und unser bester Jugendlicher Alex am Start. Bei insgesamt über 100 Teilnehmern hat sich eine illustre Schar bekannter Schachspieler aus dem Schachbezirk Düsseldorf und Umland eingefunden. Die Spielstärkebegrenzung liegt bei DWZ 2200. Ein Plausch mit ein paar Anwesenden während der Auslosung der Eröffnungsrunde und schon kann es losgehen.
Kapitel 1: Warmlaufen!
In der ersten Runde spiele ich gegen einen jungen Spieler der SG Neuss, Jan Enkelmann, bekennender Bullet-Spieler im Internet, doch mit schwacher DWZ. Er legt auch direkt los wie die Feuerwehr. Auf 1.e4 d5 folgt 2.Sf3 Lf5 3.Lc4 e6. Ich gewinne relativ früh eine Figur, investiere aber viel Zeit in die Partie und muss mich ständig seiner wilden Attacken erwehren. Zum Schluss tausche ich einfach die Damen und opfere meinen Turm für einen Gewinn durch 2 Mehrbauern. 1 Punkt steht! Im Laufe des Turniers sprechen wir uns noch häufiger. Ein netter Kerl, Bernie tauft ihn "der Apache" wegen seines langen Haarschopfs.
2. Runde: An Brett 3 gegen einen der Turnierfavoriten, Michael Preuschoff, DWZ 2155. Im Mittelspiel verliere ich eine Qualität durch eine Spingergabel und stehe unter Druck, bin bereits kurz vor der Aufgabe, als mir ein guter Zug einen Gegenkonter mit Dame, Turm und Läufer eröffnet. Am Ende schafft es mein Gegner allen Fallstricken für seinen offen stehenden König zu entkommen und wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab. Weiterhin 1 Punkt!
3. Runde gegen Westenberger von TuS Nord. Ein Langweiler entwickelt sich auf dem Brett im Katalanen. Als sich eine Zugwiederholung anbietet nehme ich das Remisangebot an. Kräfte schonen für das was noch kommt. 1,5 Punkte!
Derweil liegen Alex, Gille und Bernie bei 2 Punkten, Walter bei 1.
Kapitel 2: Es läuft!
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn pünktlich zur Mittagsspeisung wird das erste Fass angestochen. Nun gibt es kein Halten mehr, der dunkle Gerstensaft fließt durch die Kehle und die Euphorie überträgt sich auf mein Spiel.
4. Runde gegen Juri Bauer, DWZ 1368. Mit Weiß erlange ich schnell Vorteil und ein Gewinn zeichnet sich ab, doch wir spielen noch fast bis zum Matt. 2,5 Punkte!
5. Runde gegen einen Spieler vom Ausrichter Schewe Torm mit DWZ 1690. Wieder ein Langweiler im Damenbauernspiel. Die Züge plätschern dahin, die Figuren werden getauscht, nur mein unscheinbarer schwarzer Bauer auf e3 sorgt ein wenig für Verwirrung - und letztendlich für die Entscheidung, was meinen Gegner kopfschüttelnd am Brett sitzen lässt. 3,5 Punkte! Ein Eklat ereignet sich in der Partie zwischen Alex und Garri Burstein - bekannt für seine Eskapaden. Auf dem Brett ein Damenendspiel mit einigen Bauern, doch Alex mit nur wenigen Minuten auf der Uhr. Plötzlich höre ich von weitem nur noch "Schach...Schach...Schach...und Schach" im Stakkato-Donnerwetter. Garri packt sich neben seinen Figuren auch die weißen von Alex und spielt alle Züge selber mit irgendeiner fadenscheinigen Begründung eines 3-zügigen Matts, was sich als Phantom herausstellt. Gleichzeitig ist aber auch Alex Zeit abgelaufen. Nach längerer Debatte entscheidet sich Alex gegen einen Protest und lässt den erregten Garri mit einem Sieg davonziehen.
6. Runde: Ein weiterer Knaller wartet auf mich, Dennis Liedmann mit DWZ 2108 von den Schachfreunden Gerresheim. Mein Bird erweist sich als zu zaghaft und ich entschließe mich zu einer "Mauertaktik", die sich als erfolgreich erweist, denn Dennis übersieht meinen Zug La3 mit gleichzeitigem Angriff auf Dame und Turm. Im weiteren Verlauf der Partie kann ich mir einen starken Freibauern auf B7 schaffen, der zwar hart umkämpft, doch siegbringend ist. 4,5 Punkte! also "3 in a row". Mein Gegner ist noch derart perplex, dass er sich zu einem "wie kann man so eine Stellung weiter spielen" hinreißen lässt, denn durch die Niederlage ist er chancenlos im Kampf um den Turniersieg.
Und was machen die anderen Hildener? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr:-)
Kapitel 3: Der Absturz!
7. Runde: Unverhofft sitze ich wieder an den Top 5-Brettern. Jetzt ein Sieg und ich kann um den Turniersieg mitspielen. Zum Wachrütteln streue ich eine Cola ein statt Alt-Bier. Mit Schwarz spiele ich eine Art Königsindisch gegen meinen Gegner Matthias Gatterer (DWZ 2041) vom Ratinger Schachklub. Im Mittelspiel verliere ich einen Bauern, später einen weiteren und auch die Qualität, kann mich aber gut befreien und sogar die Qualität zurückerobern. Beide haben wir nur noch wenige Minuten auf der Uhr, als plötzlich ein ungleichfarbiges Läuferendspiel auf dem Brett steht mit 2 Minusbauern für mich - bei genauem Spiel ist dies remis. Doch die Zeitnot macht mir einen Strich durch die Rechnung; die Platte fällt. Aus der Traum von den Top Ten! Ich bleibe bei 4,5 Punkten!
8. Runde gegen einen alten Kumpel, Dirk Angermünde, ebenfalls für Gerresheim spielend und amtierender Vereinsmeister. Mit Königsgambit als Weißer gehe ich voll auf Angriff. Dirk bleibt mit seinem König in der Mitte platziert und auf beiden Flügeln rennen die Bauern nach vorne. Allerdings schafft er es seine Figuren in der Mitte dicht vor dem König zu halten; keine Chance für einen Angriff meinerseits. Auch in dieser Partie kommt es zur Zeitnot. Ich greife am Damenflügel an, Dirk am Königsflügel. es wird hektisch, die Platte hängt und wir haben nur noch wenige Sekunden auf der Uhr - da fällt, von mir unbemerkt, Dirks Platte.....ich führe noch einen Zug aus, sehe die abgelaufene Zeit.....und bin gleichzeitig Matt! Wir schauen uns an, in Unkenntnis des Regelwerks. Wer hat nun gewonnen? Oder ist es Remis? Klärung bringt der Kommentar von Robert Siemes: Matt geht vor Zeit! Ich bleibe bei 4,5 Punkten!
9. Runde und letzte Runde. Eigentlich habe ich keinen Bock mehr, fühle mich auch irgendwie k.o. (warum nur?). Gegen Elke Hahnen von Ratingen schiebe ich die Klötzchen unmotiviert übers Brett, es kommt sogar zu einer Zugwiederholung, doch falscher Ehrgeiz lässt mich weiter spielen. Wie meist in solchen Situationen, geht das nach hinten los. Ein, zwei ungenaue Züge reichen und ich "stehe im Brötchen", lasse es mir noch zeigen und gebe auf. Am Ende also lediglich 50% der möglichen Punkte erspielt.
Besser erging es unserem Präsidenten. Wolfgang hat sich beharrlich Punkte erspielt, auch gegen starke Spieler, und kommt am Ende auf 6 Punkte und Platz 18, gewinnt sogar einen DWZ Preis. Alex landet bei 5 Punkten, Walter 4,5 und Bernie 4 Punkten. Sieger wird Aleksey Savchenko mit 7,5 Punkten.
Das Turnier endet in Jubelszenen, als Bernd und ich von der Lottofee noch einen Geldpreis zugelost bekommen. Hach, watt war et wieder schön!
Endergebnis 21. Willi-Schmitter-Turnier
Aus dem Hildener Schachverein sind neben dem Vereinspräsi Wolfgang ("Gille") noch Walter, Bernie und unser bester Jugendlicher Alex am Start. Bei insgesamt über 100 Teilnehmern hat sich eine illustre Schar bekannter Schachspieler aus dem Schachbezirk Düsseldorf und Umland eingefunden. Die Spielstärkebegrenzung liegt bei DWZ 2200. Ein Plausch mit ein paar Anwesenden während der Auslosung der Eröffnungsrunde und schon kann es losgehen.
Kapitel 1: Warmlaufen!
In der ersten Runde spiele ich gegen einen jungen Spieler der SG Neuss, Jan Enkelmann, bekennender Bullet-Spieler im Internet, doch mit schwacher DWZ. Er legt auch direkt los wie die Feuerwehr. Auf 1.e4 d5 folgt 2.Sf3 Lf5 3.Lc4 e6. Ich gewinne relativ früh eine Figur, investiere aber viel Zeit in die Partie und muss mich ständig seiner wilden Attacken erwehren. Zum Schluss tausche ich einfach die Damen und opfere meinen Turm für einen Gewinn durch 2 Mehrbauern. 1 Punkt steht! Im Laufe des Turniers sprechen wir uns noch häufiger. Ein netter Kerl, Bernie tauft ihn "der Apache" wegen seines langen Haarschopfs.
2. Runde: An Brett 3 gegen einen der Turnierfavoriten, Michael Preuschoff, DWZ 2155. Im Mittelspiel verliere ich eine Qualität durch eine Spingergabel und stehe unter Druck, bin bereits kurz vor der Aufgabe, als mir ein guter Zug einen Gegenkonter mit Dame, Turm und Läufer eröffnet. Am Ende schafft es mein Gegner allen Fallstricken für seinen offen stehenden König zu entkommen und wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab. Weiterhin 1 Punkt!
3. Runde gegen Westenberger von TuS Nord. Ein Langweiler entwickelt sich auf dem Brett im Katalanen. Als sich eine Zugwiederholung anbietet nehme ich das Remisangebot an. Kräfte schonen für das was noch kommt. 1,5 Punkte!
Derweil liegen Alex, Gille und Bernie bei 2 Punkten, Walter bei 1.
Kapitel 2: Es läuft!
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn pünktlich zur Mittagsspeisung wird das erste Fass angestochen. Nun gibt es kein Halten mehr, der dunkle Gerstensaft fließt durch die Kehle und die Euphorie überträgt sich auf mein Spiel.
4. Runde gegen Juri Bauer, DWZ 1368. Mit Weiß erlange ich schnell Vorteil und ein Gewinn zeichnet sich ab, doch wir spielen noch fast bis zum Matt. 2,5 Punkte!
5. Runde gegen einen Spieler vom Ausrichter Schewe Torm mit DWZ 1690. Wieder ein Langweiler im Damenbauernspiel. Die Züge plätschern dahin, die Figuren werden getauscht, nur mein unscheinbarer schwarzer Bauer auf e3 sorgt ein wenig für Verwirrung - und letztendlich für die Entscheidung, was meinen Gegner kopfschüttelnd am Brett sitzen lässt. 3,5 Punkte! Ein Eklat ereignet sich in der Partie zwischen Alex und Garri Burstein - bekannt für seine Eskapaden. Auf dem Brett ein Damenendspiel mit einigen Bauern, doch Alex mit nur wenigen Minuten auf der Uhr. Plötzlich höre ich von weitem nur noch "Schach...Schach...Schach...und Schach" im Stakkato-Donnerwetter. Garri packt sich neben seinen Figuren auch die weißen von Alex und spielt alle Züge selber mit irgendeiner fadenscheinigen Begründung eines 3-zügigen Matts, was sich als Phantom herausstellt. Gleichzeitig ist aber auch Alex Zeit abgelaufen. Nach längerer Debatte entscheidet sich Alex gegen einen Protest und lässt den erregten Garri mit einem Sieg davonziehen.
6. Runde: Ein weiterer Knaller wartet auf mich, Dennis Liedmann mit DWZ 2108 von den Schachfreunden Gerresheim. Mein Bird erweist sich als zu zaghaft und ich entschließe mich zu einer "Mauertaktik", die sich als erfolgreich erweist, denn Dennis übersieht meinen Zug La3 mit gleichzeitigem Angriff auf Dame und Turm. Im weiteren Verlauf der Partie kann ich mir einen starken Freibauern auf B7 schaffen, der zwar hart umkämpft, doch siegbringend ist. 4,5 Punkte! also "3 in a row". Mein Gegner ist noch derart perplex, dass er sich zu einem "wie kann man so eine Stellung weiter spielen" hinreißen lässt, denn durch die Niederlage ist er chancenlos im Kampf um den Turniersieg.
Und was machen die anderen Hildener? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr:-)
Kapitel 3: Der Absturz!
7. Runde: Unverhofft sitze ich wieder an den Top 5-Brettern. Jetzt ein Sieg und ich kann um den Turniersieg mitspielen. Zum Wachrütteln streue ich eine Cola ein statt Alt-Bier. Mit Schwarz spiele ich eine Art Königsindisch gegen meinen Gegner Matthias Gatterer (DWZ 2041) vom Ratinger Schachklub. Im Mittelspiel verliere ich einen Bauern, später einen weiteren und auch die Qualität, kann mich aber gut befreien und sogar die Qualität zurückerobern. Beide haben wir nur noch wenige Minuten auf der Uhr, als plötzlich ein ungleichfarbiges Läuferendspiel auf dem Brett steht mit 2 Minusbauern für mich - bei genauem Spiel ist dies remis. Doch die Zeitnot macht mir einen Strich durch die Rechnung; die Platte fällt. Aus der Traum von den Top Ten! Ich bleibe bei 4,5 Punkten!
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FM Dresen, Liedmann...and me |
9. Runde und letzte Runde. Eigentlich habe ich keinen Bock mehr, fühle mich auch irgendwie k.o. (warum nur?). Gegen Elke Hahnen von Ratingen schiebe ich die Klötzchen unmotiviert übers Brett, es kommt sogar zu einer Zugwiederholung, doch falscher Ehrgeiz lässt mich weiter spielen. Wie meist in solchen Situationen, geht das nach hinten los. Ein, zwei ungenaue Züge reichen und ich "stehe im Brötchen", lasse es mir noch zeigen und gebe auf. Am Ende also lediglich 50% der möglichen Punkte erspielt.
Besser erging es unserem Präsidenten. Wolfgang hat sich beharrlich Punkte erspielt, auch gegen starke Spieler, und kommt am Ende auf 6 Punkte und Platz 18, gewinnt sogar einen DWZ Preis. Alex landet bei 5 Punkten, Walter 4,5 und Bernie 4 Punkten. Sieger wird Aleksey Savchenko mit 7,5 Punkten.
Das Turnier endet in Jubelszenen, als Bernd und ich von der Lottofee noch einen Geldpreis zugelost bekommen. Hach, watt war et wieder schön!
Endergebnis 21. Willi-Schmitter-Turnier
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