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Transalp Bikepacking Tag 2: Stelvio - ein epischer Tag

Stelvio - die Mutter aller Pässe. Der dritthöchste Pass in den Alpen nach der Cime de la Bonette, die eigentlich kein Pass ist sondern eine Gipfelrunde, und dem Col de l'Iseran. Was der Stelvio allen voraus hat ist das einzigartige Flair. An sonnigen Tage, wie wir ihn hatten, ist es ein Spektakel sondergleichen und ein Panorama zum Schwärmen. So viel Trubel wie auf diesem Gipfel habe ich nur am Sella Ronda Bike Day erlebt.


Guten Morgen Nauders hieß es für uns, nachdem wir unsanft von Böllerschüssen  geweckt wurden. Angesichts der zu erwartenden Temperaturen besser so. Für die Kaffeetrinker wurde im Ort improvisiert und ein 30-minütiger Stopp eingelegt. Gut für das Wohlbefinden, aber ich machte mir Sorgen zu spät am Stelvio zu sein. 

Von Nauders ist man schnell am Reschenpass mit gleichnamigem See angelangt. Ein herrlicher Anblick - azurblauer Himmel und türkisschimmerndes Wasser. Am berühmten Kirchturm in Graun wurde natürlich eine Pause eingelegt - Sebi und Stefan nutzten es sogar zu einer Schwimmeinlage mit Radhose🤣. 

In Graun gabs endlich ein Frühstück - frisch belegte leckere Semmeln mit allerlei Aufschnitt und Käse standen zur Auswahl. 1x Klassisch Tiroler Speck mit Gurken, 1x Mortadella, danach war mein Hunger gestillt. John kam noch mit einer 10er Packung Corny aus dem Markt. Ein Wunder, welche Mengen der Mann an einem Tage verdrückte.

Blick auf Ortler-Massiv
Hinter dem Reschensee gings auf dem Etschtal-Radweg steil bergab ins Vinschgau. Ich bin immer wieder überrascht über die tolle Radinfrastruktur in Südtirol. Am Einstieg zum Stelvio in Prad wurde nochmal ein M-Preis gestürmt. Cola, Wasser etc, gekauft - aber wo waren die Bananen? Ausverkauft!! Die Idee hatten schon zu viele Radler vor uns😆.

Mittlerweile war es Mittag und 31 Grad, der Anstieg dürfte den Schweiß reichlich fließen lassen. Wir hatten einfach zu viel getrödelt - 3Std. für 40km😲. "Prokrastination", kam von John. Alle hatten gehörigen Respekt vor der Tagesaufgabe. Endlich ging es in den Anstieg, da musste ich schon wieder zurück: Den Rucksack in der Hektik stehengelassen. Ist nochmal gutgegangen😉.

So radelte ich den Jungs schwitzend hinterher. Erfreulicherweise sind die ersten km des Anstiegs mit einem Radweg versehen, vielleicht wird dies noch erweitert. An der ersten Galerie überholte ich John, der dort im Schatten eine Pause einlegte. Ich muss sagen "fetten Respekt" für ihn. Er quälte sich den Stelvio hoch und kam zwei Stunden nach uns an.


An der Stilfser Brücke sah ich Stefan, Sebi und Ernesto im Schatten pausierend. Sven radelte vorweg - fast ohne Pause. In Gomagoi und Trafoi brauche ich ebenfalls Pausen, für ne Cola und um den Puls in der Hitze wieder runter zu kriegen. Jeder musste hier seinen eigenen Rhythmus fahren.

Hinter Trafoi begannen dann die 48 Kehren bis zum Gipfel. Ernesto und Sebastian sah ich immer mal wieder - meist an einem der Brunnen. Ernesto legte noch einen Stopp an der Franzenshöhe ein und gönnte sich einen Eiscafe😄🍦. Am letzten Brunnen auf ca. 2400m legte ich einen letzten Halt ein und kühlte Kopf und Oberkörper ab. Und dann war es irgendwann geschafft. Oben am Stelvio erwarteten mich Sven und Ernesto mit einem Weizenbier.

Ich war froh oben zu sein - das 15kg Bike hochgewuchtet. Sebastian und Stefan kamen etwas später und wir genossen gemeinsam die Gipfelatmosphäre. Der Geruch von Wurst mit Sauerkraut war verlockend, aber ich blieb lieber beim Weizen🍺. Welche Wirkung das Kraut auf der Abfahrt entfacht, wollte keiner testen.

Im Nachhinein muss ich sagen war zwar viel Kirmes am Stelvio, aber die Sportwagen und Mopeds haben mich nie gestört. Um die engen Serpentinen kann man sowieso nicht schnell fahren. Im Gegenteil, wer es versucht riskiert einen Schaden - 2x sah ich umgekippte Motorräder, mehrfach Sportwagen die in den Kurven aufgesetzt haben. Leider auch 2x einen Rettungswagen. Die Einzigen die etwas nervten waren die historischen Traktoren mit ihren Rußwolken. Das die es bis zum Gipfel schaffen, hätte ich nicht gedacht.

Nach einem Foto am Coppi-Denkmal, stürzten wir uns in die Abfahrt. Trotz Gepäck ging dies sehr gut - die Verteilung des Gewichts auf Lenkertasche, Midloader und A-Rakete ist geglückt. Da hatte Ernesto mit seiner Mega-Rakete im Heck wesentlich mehr Probleme. Laut Garmin war bei 81km/h Schluss. Abfahren macht (mir) einfach Spaß, vor allem als Belohnung nach so einem langen Anstieg.

Garmin Tag 2: Nauders-Bormio

Video Tag 2: Stilfser Joch

Einen kurzen Fotostopp legten wir noch ein an einem tosenden Wasserfall und der nächste Halt war am Hotel in Bormio. Dieses hatte einen abschließbaren Radkeller wie man es von Mallorca kennt. Wir relaxten, legten die Beine hoch auf der Terrasse und irgendwann kam auch John ins Ziel🤘🤘👏👏. Den Abend ließen wir bei Pizza, Bier, Traminer, Wasser und einem leckeren Tiramisu ausklingen.

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