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Projekt 300km: Von Neustadt a.d. Weinstraße bis Düsseldorf

Deidesheim a.d. Weinstraße
Geschafft! 311km mit 28,4er Schnitt durch eine traumhafte Landschaft. Im Vorfeld war ich mir lange unsicher, ob die Distanz zu bewältigen ist, weshalb zur Sicherheit ein Abbruch in Bonn in Erwägung gezogen wurde. Letztendlich habe ich doch komplett durchgehalten - wenn auch leidend;-)

Die Idee zu dieser "Long Distance-Tour" kam mir bei der Einladung zur Abschiedsfeier der Schwägerin - sie verabschiedet sich für 14 Monate nach Taiwan. Da meine Bestleistung von 250km immer noch aus dem Jahr 2004 datiert, wollte ich die Gelegenheit nutzen und von Neustadt an der Weinstraße über das schöne Mittelrheintal die Heimfahrt anzutreten. Die Wetterprognose für den 30.06. spielte auch mit.

Sonntag Morgen 10 Uhr: Zum Frühstück ein Müsli mit Banane und nach der Verabschiedung aufs Rad gesetzt.

Kapitel 1 - Entlang der Deutschen Weinstraße: Beginnend unterhalb des Hambacher Schlosses führte meine Route gen Norden die Weinstraße entlang. In den Dörfern bereitete man sich langsam auf das Sonntagsgeschäft in den Straussenwirtschaften vor und überall wurde einheimische Ware feilgeboten. Besonders nett: die Fotos der prämierten Weinkönigin am Ortseingang.
Nach wenigen Kilometern stieß ich auf einen Rennradler. Meine Frage "Wie komme ich nach Bingen?" war wohl derart bemitleidenswert, dass er spontan seine Route anpasste und mich die nächsten 30km begleitete. Vielen lieben Dank dafür!

Zwischendurch erzählte er mir in feinster Pfälzer Mundart von den Vorzügen der Haardt und seinen Anstiegen. Der höchste Berg ist der Kalmit - der Mont Ventoux der Pfalz. Wer will kann sich hier den Stoppomat Leistungstest geben. In Monsheim haben wir uns verabschiedet und nun musste ich mich alleine durch die Dörfer und gegen den Wind stemmen.


Bacharach

Kapitel 2 - "Tal total" am Mittelrhein: Nach rund 100km erreichte ich den Rhein bei Bingen. Eigentlich war hier meine erste Pause geplant. Auf dem Weg zum Mäuseturm war plötzlich eine Straßensperre aufgebaut und viele Radler kamen mir entgegen. Ein unscheinbares Schild brachte die Erleuchtung: Tal total am Rhein! Von Bingen bis Koblenz war die Straße für den Autoverkehr gesperrt. "Ja so ein glücklicher Zufall auch", sagte ich mir und voller Freude fuhr ich gleich weiter im Sog der Landschaft. Burg auf Burg sollte folgen und Unmengen von Radlern, Skatern, Rollern, die es zu überholen galt. Kurz vor St. Goar (an der Loreley) hängte ich mich in den Windschatten von 2 RR-Fahrern aus Koblenz, nachdem ich ihnen von meinem Vorhaben erzählte ("Kommst Du aus Luxemburg?"). Nochmals danke Jungs!


Marksburg
Die Dörfer entlang des Rheins waren proppevoll - Budenzauber pur. Trotzdem ließ es sich recht entspannt mit 30km/h durch die Menge radeln - Handzeichen und defensive Fahrweise vorausgesetzt. Kurz vor Koblenz verabschiedeten wir uns, denn nach 150km war eine Stärkung notwendig. Meine Vorräte waren aufgebraucht. 1 Liter Wasser + 1/2 Liter Cola + Eis brachten wieder etwas Leben in den Körper. Auf einen Abstecher zum Deutschen Eck in Koblenz verzichtete ich, ein Blick von der Moselbrücke musste langen.


Kapitel 3 - Highway to Hell: Hinter Koblenz war es vorbei mit der autofreien Zone. Immer neben der B9 fuhr ich so bis Andernach, als diese kurz dahinter unvermittelt zur reinen Autobahn mutierte. PKWs und Motorräder düsten hupend an mir vorbei. Die km bis zur nächsten Ausfahrt kamen mir endlos vor. Doch auch dieser Spuk sollte zu Ende gehen und auf einem kleinen Radweg ging es weiter über Remagen bis Bonn-Bad Godesberg. Die 200km waren längst gefallen und die nächste Stärkung fällig. Wieder die Wasser/Cola-Mischung + Junk Food - immer rein mit dem Zeug.

Kapitel 4 - In Trance: Mein absoluter Totpunkt war zwischen Bonn/Wesseling/Köln. Landschaftlich wenig reizvoll und immer noch rund 70km abzuspulen, da geht man mental und physisch ans Limit. Ein kurzer Kick in Form des Kölner Doms (haar, da geht einem das Herz auf;-)), doch der hielt nicht lange. Plötzlich kamen Gelüste auf: In Worringen genehmigte ich mir einen "isotonischen Gerstensaft". Das half auf den letzten 20km bis ins Ziel.


Fazit nach 2 Tagen: Muskulär habe ich die 300km ganz gut verkraftet, aber mental fühle ich mich immer noch leer. Die erste Hälfte der Tour kann ich nur jedem empfehlen. Das nächste "Tal total" kommt 2014.



Fahrzeit inkl. Pausen: 10 Uhr - 22 Uhr

Verpflegung:

3,5 Liter Wasser
1,2 Liter Cola
0,5 Liter Radler
1 Banane
4 Müsliriegel
1 Schokoriegel
1 Eis
1 Cheeseburger
1 Frikandel im Blätterteig












Kommentare

Anonym hat gesagt…
Hi Pit,

sehr schöne Tour und super Leistung.
Freue mich nach meinem Norwegenaufenthalt schon wieder aufs Rennrad!

Gruß Grex
Pit hat gesagt…
Hi Grex, hat alles gepasst - Wetter, Stimmung und auch die Körner in den Beinen:-)

Habe Deine Norwegenberichte verfolgt.....das ist ne ganz andere Liga....leider hattet Ihr ja viel Regen. Na ja, jetzt kommt der heimische Sommer!

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