Der letzte Urlaubstag stand bevor - leider. Die Woche in Tramin war für alle super, mit viel Spaß und Freude, dazu gutes Wetter. Fitty und Bussi wollten nur noch eine kurze Runde drehen, weil sie Erholung für die lange Rückfahrt im Auto brauchten. Währenddessen geisterte mir seit Mittwoch nach dem
Ausflug in die Dolomiten im Kopf: "Hier muss ich nochmal mit dem Rad hin".
Die Route kannte ich grob von der Autofahrt, ab Val die Fiemme komplett auf dem asphaltierten Radweg bis Canazei, wo der Aufstieg zum Passo Pordoi beginnt. Nur wie sollte ich aus dem Etschtal herausfahren zum Passo San Lugano? Die Dolomiten Hauptstraße mit ihrem großen Aufkommen an PKW und Lastverkehr kam bergauf nicht in Frage. Bussi schlug mir die Anfahrt über Truden vor, eine Nebenstrecke mit einem Haken: Das
Trudner Horn hat über mehrere Kilometer 14-18% Steigung. Wie sich später zeigen sollte - ein echter Killer!
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Fausto Coppi Denkmal |
Nun gut, den Einstieg in den Berg bis zum Dorf Gleno fuhren wir alle gemeinsam, wo sich die anderen verabschiedeten. Kurz danach folgte das 18% Steigung-Schild. Puuh....ab jetzt wurde es eine Qual. Ich schlängelte mich bergan, die ganze Straßenbreite nutzend. Die Trittfrequenz sank auf 40-45 und mehrfach musste ich absteigen und kurz pausieren. Auch hinter Molini bis nach Truden war es weiterhin steil. In Truden kürzte ich durchs Dorf ab (leider nochmal steiler😁 und grob gepflastert) und setzte mich erst einmal in den Schatten. Es dauerte ein paar Minuten bis ich mich von den Strapazen erholt hatte und die kurze Abfahrt nach Kaltenbrunn in Angriff nahm. Die moderate Steigung zum Passo Lugano war nun ein Klacks.
Entgegen der Planung blieb ich bis Cavalese - übrigens eine sehr schöne Stadt - auf der Hauptstraße, die Tunnel umfahrend über die alte Verkehrsführung. Erst danach ging es auf den schönen Radweg durchs Val die Fiemme und Val di Fassa. Hier gab es mehrere Highlights zu sehen. Das
Langlaufzentrum in Lago di Tesero und das
Skisprungstadion kurz hinter Predazzo, beides Austragungsorte bei den Olympischen Winterspielen 2026. Kurz vor Moena, in der
Pasticceria Reinhard, legte ich eine erste Verpflegungspause ein. Getränke + Riegel einwerfen, dazu ein kleiner Eisbecher und es ging weiter. Jetzt wurde reichlich was fürs Auge geboten. Die Felsblöcke der Dolomiten zeigten sich. Zuerst der
Rosengarten, danach das
Sellamassiv und schließlich auch die
Marmolada. Einfach grandios!
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Langkofel und Sellastock |
In Canazei brauchte ich eine weitere Pause. 1 Liter Cola aus dem Supermarkt und im Cafe nebenan
einen Apfelstrudel + Wasser. Die Füße qualmten, aber der Kopf hatte noch nicht genug. "Ich fahr mal bis zum Passeinstieg", sagte ich mir. Das Schild mit dem Anstieg zum Passo Pordoi machte mir Mut. Eine gleichmäßige Steigung über 12km mit 7% - einen Versuch war es wert.
"Wenn es zu viel wird oder ich einen Krampf bekomme, drehe ich um", versuchte ich es wieder locker anzugehen. Es folgte Kehre auf Kehre und an der Abzweigung zwischen Sellajoch und Passo Pordoi hatte ich die Hälfte geschafft. "Den Rest packe ich jetzt auch noch". Vorbei am Hotel Pordoi folgten die letzten Kehren (insgesamt 27 Stück) und dann war es geschafft. Ich stand oben am
Passo Pordoi auf 2239m Höhe - diesmal mit dem Rad. Ein kurzes Innehalten, den Moment genießen. Ein Blick auf die umliegenden Berge und ein Foto am Denkmal für Fausto Coppi. Mehr Zeit blieb nicht, denn wir hatten bereits 17 Uhr und 80km Rückweg lagen noch vor mir. Um diese Uhrzeit war es auf dem Pass leer und ruhig, so hatte ich nochmal einen anderen Eindruck bekommen als am Mittwoch zur rummeligen Mittagszeit.

Die Abfahrt machte einen Heidenspaß und ab Canazei wurde es auch wieder wärmer. Leider hatte es nun Gegenwind im Tal, weshalb ich auf der leicht abschüssigen Hauptstraße blieb (statt Radweg) und mich im Windschatten der Autos versteckte. Das klappte recht gut, bei einem kleinen Laster sogar ideal. Bestimmt 10km fuhr ich im Windschatten hinter ihm her, dann bog er leider ab. In Moena war die Innenstadt zur Fußgängerzone umgebaut - wie in vielen Bergdörfern ab 17 Uhr - doch es blieb keine Zeit zum Flanieren an den Ständen. Bussi hatte ich mittlerweile signalisiert, dass sie ohne mich zum Pizza essen gehen sollen, für mich wurde es zu spät. Nachdem Cavalese durchfahren war, folgten die letzten Höhenmeter zum Passo San Lugano. Ich sparte mir die schönere, aber schwerere Anfahrt über Molina. Eine 8-10% Steigung wäre zu diesem Zeitpunkt mein k.o. gewesen. So radelte ich erneut über die Hauptstraße, die aber entgegen der Erfahrung vom Sonntag nur spärlich befahren war. Sogar die 15km Abfahrt bis ins Etschtal konnte ich ohne hinderlichen Autoverkehr hinunterrasen. Das war nochmal ein tolles Erlebnis.
Am Garni Erika angekommen gab mir Christina die Ersatzschlüssel von unserem Zimmer. Nur noch duschen, trinken und die Beine hochlegen. Seltsamerweise hatte ich gar keinen Hunger. Der Körper war einfach drüber. Nachdem Fitty, Bussi und Bernie zurück waren, ließen wir den Abend unten auf der Terrasse ausklingen. Ein toller Urlaub war zu Ende. Schade, es hätten gerne ein paar Tage mehr sein dürfen, doch wir kommen bestimmt wieder🤩😘. Gesamt-km: 611,59. Gesamt-HM: 7075.
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Marmolada |
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Rosengarten |
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Cavalese |
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Moena |
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